Am Sonntag, 21. September in Ptujska Gora in Slowenien - Eisenstädter Bischof: Arbeitsfreier Sonntag ist Schutz in moderne Konsum-Leistungsgesellschaft
Gegen die "Gier nach immer mehr Profit" und eine volle Öffnung der Geschäfte am Sonntag hat sich der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics gewandt. "Wenn nichts mehr heilig und wichtig ist, nur noch Geld u.d Reichtum, dann verliert der Mensch nicht nur den Sinn für Gerechtigkeit, sondern auch seinen Charakter", warnte der Bischof am Sonntag in seiner Predigt bei der 72. burgenländischen Arbeiterwallfahrt. In der slowenischen Wallfahrtskirche Ptujska Gora berief er sich auf den Propheten Amos aus dem Alten Testament. Dieser beklagte im Israel des 8. vorchristlichen Jahrhunderts "menschenunwürdige Zustände" durch Betrug und Ausbeutung der Armen und Schwachen. Amos verurteile "die Reichen und Mächtigen, die nur noch dem Mammon dienen" - für Zsifkovics eine "wahrlich zeitlose Botschaft".
Ein Blick in die Gegenwart der heutigen Familien, Kirche und Gesellschaft zeige nämlich, "dass die unersättliche Gier nach Geld, Macht, Profit vor nichts und niemanden mehr Halt macht". Den von Gott als Ruhetag vorgesehene Sonntag diene als Schutz, "dass wir in unserer modernen Konsum-Leistungsgesellschaft leben und überleben können". Die Ausweitung der Ladenschlusszeiten ist laut dem Bischof abzulehnen; diese aufzuweichen werde seit Jahrzehnten versucht, zuletzt sogar mithilfe des Song Contests 2026 in Wien, hielt Zsifkovics fest. Papst Leo fordere nicht umsonst ein "Bündnis der Menschlichkeit, das nicht auf Macht, sondern auf Fürsorge, nicht auf Profit, sondern auf Geben, nicht auf Misstrauen, sondern auf Vertrau-en beruht". Es brauche heute mehr denn je von Kirche, Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften die "Allianz für den freien Sonntag", betonte der Bischof vor den mitfeiernden Arbeiterpilgerinnen und -pilger.
Die Arbeiterwallfahrt im diesjährigen Heiligen Jahr führte am 20. und 21. September nach Murska Sobota, Maribor, Ptuj und zum Gottesdienst nach Ptujska Gora, auf Deutsch: Maria Neustift, wo eine Schutzmantelmadonna aus dem frühen 15. Jahrhundert Ziel zahlreicher Wallfahrender ist.
Schutzmantelmadonnen gab es in der bildenden Kunst bereits im 13. Jahrhundert, erläuterte Bischof Zsifkovics. Das Motiv basiere auf dem Rechtsbrauch des Mantelschutzes, wonach man einer Person durch Bedecken mit seinem Mantel rechtlichen Schutz gewähren konnte. Im christlichen Kontext sei die Bedeutung: Maria nimmt die Menschen, die sich ihr anvertrauen, unter den besonderen Schutz ihres Mantels - ein Motiv, das nach Überzeugung des Bischofs nichts an Aktualität eingebüßt hat.
Zsifkovics formulierte dazu das Gebet: "Maria, nimm heute besonders die Armen, Kleinen, Schutzlosen, Verfolgten, Migranten, Missbrauchten unter deinen Mantel und schütze sie vor den Mächtigen! Bewahre uns vor dem Virus von Macht, Profit, Neid, Konkurrenzdenken und hilf uns den Schwachen beizustehen."
Bilder: Diözese Eisenstadt