Mitten im Sommer feiert die Kirche das größte Marienfest des Kirchenjahres: Mariä Aufnahme in den Himmel. Eine Woche später wird die Krönung Mariens gefeiert. Wallfahrten, Prozessionen zu Land und auf dem Wasser, Kräuter- und Blumensegnungen und reiches Brauchtum um diesen Tag haben sich tief in die christliche Tradition und in das reiche Brauchtum der Menschen eingeschrieben. Vieles davon ist auch in der reichen kroatischen Tradition nicht wegzudenken und lebt in den Herzen der Menschen und Völker fort.
Himmelfahrt und Krönung Mariens zeigen das Ziel eines Weges, der mit der Verkündigung des Engels an Maria und längst vorher durch das „Ja“ Gottes zu Maria und mit dem „Ja“ ihrer Eltern Anna und Joachim begonnen hat. Sie schreibt alle Lebensstationen und geht alle Lebenswege, die auch wir kennen, gehen und manchmal fürchten.
Betlehem als Ort an der Grenze am Geburtstag des Lebens, die Flucht vor den mörderischen Zugriffen über die Grenzen nach Ägypten, die Ratlosigkeit mit dem heranwachsenden Jesus und all das Fragwürdige, das sich auch ihr nicht erschließt, das Kreuz, der Leidensweg, das Grab mit der begrabenen Hoffnung, oft ähnliche Wege,
Umwege und Verschlingungen in unserem Leben. Und dann die Wirklichkeit von Ostern, Auferstehung und Himmel, Leben in der Gegenwart Gottes, der mit der Vergangenheit Zukunft schreibt. Maria, das Mädchen aus Nazareth, die Magd des Herrn, wird zu neuen Eva, zur Mutter des Lebens.
Sie ist die Mutter der Schmerzen und Anker der Hoffnung. Sie ist die Zuflucht der Sünder und die Fürsprecherin der Betrübten. Sie ist die Ursache unserer Freude und die Königin des Friedens. Sie ist Mutter Christi und die Mutter der Barmherzigkeit. Sie ist das Heil der Kranken, der Trost der Betrübten und die Hoffnung der Sterbenden.
Die Lauretanische Litanei, alte und neue Prozessionslieder, unzählige Marienlieder, Marienvespern, Kompositionen und große Musik- und Vokalwerke aus allen Zeitepochen versuchen das Große dieser Frau, ihr Geheimnis und ihre Berufung zu erfassen, auch wenn sie es letztlich nicht können. Maria ist und bleibt den Menschen nahe. Ihre Nähe beengt unser Leben nicht, ihre Aufnahme in den Himmel lässt uns den Gott des Lebens erkennen.
Mit Papst Benedikt XVI. dürfen auch wir beten:
Heilige Maria, Mutter Gottes,
du hast der Welt
das wahre Licht geschenkt,
Jesus, deinen Sohn – Gottes Sohn.
Du hast dich ganz
dem Ruf Gottes überantwortet
und bist so zum Quell der Güte geworden,
die aus ihm strömt.
Zeige uns Jesus. Führe uns zu ihm.
Lehr uns ihn kennen und ihn lieben,
damit auch wir selbst
wahrhaft Liebende
und Quelle lebendigen Wassers
werden können
inmitten einer dürstenden Welt.
Amen.
Foto: Johann Nabinger